Die aktuelle Coronakrise hat starke Auswirkungen auf den Handel in Deutschland. Stationäre Geschäfte müssen geschlossen bleiben. Die Folge: Die Umsätze der Händler sacken ab. Um diese Einbußen etwas abfangen zu können, versuchen einige Shop-Betreiber, das Interesse der Kunden verstärkt auf das Online-Geschäft zu lenken. Mehrere große Unternehmen gewähren dafür derzeit längere Rückgabefristen. Das fand jetzt die Verbraucherzentrale NRW heraus. Wie viel Zeit haben Verbraucher bei H&M, Tchibo und Co. für Retouren? Und worauf sollten sie bei den verlängerten Fristen achten?

So verlängern Händler ihre Rückgabefristen

Die Modeunternehmen H&M und Esprit gewähren Kunden aktuell, ihre Retouren bis zu 100 Tage zurückzugeben. S. Oliver verlängert die gesetzliche Frist von 14 Tagen auf 30 Tage.

Amazon, Otto, Tchibo, Baur und Neckermann erlauben es, Retouren bis zum 31. Mai 2020 zurückzuschicken. Bei Amazon und Tchibo gilt das sogar für bereits getätigte Einkäufe: Stichtag ist bei Amazon der 15. Februar. Tchibo ist noch ein Stück großzügiger: Dort ist der 5. Februar Stichtag.

Auch der Shoppingkanal HSE24 will Kunden mehr Zeit geben, Ware zurückzuschicken. Kunden haben dort bis zum 30. Juni Zeit für ihre Retouren. Auf diese Weise will der Anbieter „ein Stückchen Normalität im Chaos“ bewahren. Fünf weitere Shops, die die Verbraucherzentrale überprüft hat, arbeiten ohnehin mit großzügigen Fristen für Retouren. Dazu zählen Ikea, Zalando, Lidl, Eis und About You. Sie gewähren zwischen 90 und 365 Tagen.

Worauf sollten Verbraucher bei der Rückgabefrist achten?

Die neuen Rückgabefristen gelten nicht bei allen Händlern für das gesamte Sortiment. Verbraucher sollten daher genau prüfen, ob die verlängerten Zeiten auch bei ihrem Produkt greifen. Bei Amazon gelten die neuen Regelungen beispielsweise für „die meisten Artikel“. Otto gibt an, dass die verlängerten Fristen nur auf Waren „direkt von Otto“ zutreffen. Produkte von Verkäufern auf dem Marktplatz zählen nicht dazu.

Bekannte Elektronik-Händler ohne verlängerte Rückgabefristen

Die Elektronik-Händler Media Markt, Saturn und Notebooksbilliger gewähren keine verlängerten Fristen. Kunden haben dort weiter die gewohnten 14 Tage Zeit, Ware zurückzuschicken. Kunden, die bei Saturn oder Media Markt Produkte in einem stationären Geschäft gekauft haben, können diese aktuell natürlich nicht zurückgeben. Die Umtauschfrist von 14 Tagen verlängert sich daher um die Dauer der Schließtage.

Händler verzichten auf Versandkosten

Damit noch mehr Verbraucher auf einen Online-Einkauf umsteigen, verzichten viele Händler aktuell darauf, Versandkosten zu erheben. H&M bietet derzeit eine kostenlose Standardlieferung für alle Einkäufe über 25 Euro an. Viele andere Händler sind noch großzügiger. So erlauben beispielsweise Calvin Klein und C&A einen Online-Einkauf ohne Versandkosten. Kunden müssen dabei keinen Mindestbestellwert erreichen. Die Regelungen gelten so lange, bis die stationären Geschäfte wieder öffnen.

Kommen bald neue Regeln für Retouren?

Die Bundesregierung arbeitet derzeit daran, Händlern neue Vorgaben für den Umgang mit Retouren zu machen. Seit dem 12. Februar liegt ein Regierungsentwurf vor, der Shop-Betreiber unter anderem dazu verpflichten könnte, Rücksendungen instand zu halten. Zudem könnte der Gesetzesentwurf sie dazu anhalten, Ware erst vernichten zu dürfen, wenn eine Spende oder ein erneuter Verkauf technisch oder rechtlich nicht mehr möglich sind. Die geplanten Änderungen sollen durch die Ausweitung der sogenannten Obhutspflicht für Hersteller und Händler geschehen. Das macht die Regierung durch Verordnungen, zu denen das Gesetz sie ermächtigt und die derzeit in den zuständigen Ministerien ausgearbeitet werden. Wie genau diese Verordnungen aussehen werden ist noch nicht bekannt.