Same Day Delivery geistert bereits seit Jahren durch den Online-Handel. Zum Standard ist es jedoch noch lange nicht geworden. Einzig die Großen am Markt, wie Amazon und Asos, können sich den Luxus gönnen, derartige Versandoptionen anzubieten. Wie steht es also derzeit um Same Day Delivery? Wie verbreitet ist das Liefermodell in Deutschland? Und: Wie viel Potenzial hat das Modell für deutsche Online-Händler wirklich?
So viele Händler bieten Same Day Delivery an
Amazon gilt als großer Vorreiter von Same Day Delivery. Vor allen Dingen in den USA kann der Konzern damit bei seinen Kunden punkten. Viele Händler sind daher nachgezogen, um auch ein Stückchen vom Lieferhypekuchen abzubekommen. Satte 50 Prozent bieten daher mittlerweile die Zustellung am selben Tag an. Deutsche Händler sind hier noch etwas zurückhaltender. Erst 10 Prozent der Shops bieten diese Lieferoption an. Der Trend zeigt jedoch seit Jahren weiter nach oben. Eine aktuelle Studie von EHI Retail offenbarte jetzt, dass über 40 Prozent der DACH-Händler in den nächsten drei Jahren Same Day Delivery einführen wollen. Damit nicht genug: 9 Prozent wollen Kunden sogar die Option anbieten, ihre Ware in unter zwei Stunden zu erhalten.
Same Day Delivery weiter als Boom von morgen?
Die aktuellen Zahlen zeigen damit weiter nur in eine Richtung: Same Day Delivery wird auf lange Sicht der Standard im E-Commerce. Die Nachfrage der Verbraucher scheint vorhanden zu sein. Kunden wollen ihre Ware – wie beim Einkauf im stationären Geschäft – am liebsten direkt nach dem Aussuchen in den Händen halten. Was hält Händler also ab, die taggleiche Lieferung in ihren Check-Out aufzunehmen?
Das Produktsortiment entscheidet
Zum einen ist die taggleiche Lieferung nicht für jeden Händler ein attraktives Geschäftsmodell. Besonders relevant ist dies primär für Verkäufer von Arzneimitteln, Lebensmitteln und Haushaltsartikeln. Daneben sind Kunden auch bei den Produkten aus Fashion und Unterhaltungselektronik ungeduldig. Verbraucher halten ihr neues Smartphone gerne am liebsten direkt in der Hand.
Die Kosten schrecken ab
Zum anderen dürften Händler die hohen Kosten abschrecken. Kaum ausgelastete Liefertouren machen jeden einzelnen Stopp teuer. Die Kosten würden erst dann sinken, wenn die Nachfrage deutlich steigt. Damit fällt die Frage zurück an die Kunden. Warum nutzen sie nicht öfters die taggleiche Lieferung? Das ECC Köln fand heraus, dass nur jeder zehnte Online-Shopper bereits die taggleiche Lieferung in Anspruch genommen hat. Auch hier landen wir zunächst wieder beim Preis. 11 Euro und mehr als Aufpreis ist vielen Verbrauchern dann doch zu viel, nur um die Ware noch am selben Tag in den Händen zu halten. Vor allem bei niedrigen Produktpreisen kommt Same Day Delivery nicht infrage.
Wie beliebt ist Same Day Delivery wirklich?
Daneben ist auch die wirkliche Beliebtheit der taggleichen Lieferung noch ungeklärt. So bevorzugen viele Kunden eine Zustellung am Abend – unabhängig vom Tag. Der Grund: Sie wollen zuhause sein, wenn das Paket kommt. So müssen sie dies nicht beim Nachbarn oder der nächsten Postfiliale abholen. Aus dieser Perspektive könnte Same Day Delivery daher vielleicht doch nur ein Nischenmarkt bleiben.
Darauf sollten Händler achten
Händler, die die passende Produktpalette in ihrem Shop führen, können Same Day Delivery durchaus als USP nutzen – vorausgesetzt, sie gehen es richtig an. Wichtig ist dabei vor allem die Kommunikation im Check-Out. Händler müssen dort übersichtlich und transparent kommunizieren, wie viel die taggleiche Lieferung kostet und unter welchen Gegebenheiten sie möglich ist. Im Idealfall können Händler ihre Same Day Delivery so einstellen, dass diese stets am Abend beim Kunden eintrifft. Dann würden sie die Erwartungen der Kunden an eine schnelle Lieferung und ihren Wunsch nach Anwesenheit bei Ankunft des Pakets vereinen.