Lange Kassenschlangen sind sowohl für Verbraucher als auch für Unternehmen ärgerlich. Denn: Oftmals entscheiden sich Kunden gegen einen Kauf, wenn die Wartezeit an der Kasse zu lang ist. So gehen beide Parteien leer aus. Ein kassenloses Bezahlen rückt daher im Einzelhandel immer mehr in den Fokus. Wie könnte das in der Praxis aussehen? Und welche Technologien für ein kassenloses Bezahlen finden Händler bereits am Markt?

Das kosten Händler lange Kassenschlagen

Lange Kassenschlangen sind mehr als ein Ärgernis für Händler. Zum einen hinterlassen sie beim Kunden keinen guten Eindruck bezüglich des Einkaufserlebnisses. Zum anderen – und das ist besonders schmerzlich – kosten die Schlangen Händler richtig Geld. Denn: Deutsche Läden müssen jährlich 6,7 Milliarden Euro Umsatzeinbußen hinnehmen, weil Kunden ihren Einkauf aufgrund zu langer Wartezeiten an der Kasse abbrechen. Das hat der Zahlungsanbieter Adyen in seinem Retail Report Europa herausgefunden.

Diese Technologien testen Händler bereits

Um in Zukunft weniger Umsatzeinbußen hinnehmen zu müssen, können Händler auf ein kassenloses Bezahlen setzen. Einige deutsche Läden testen derzeit unter anderem diese zwei Technologien:

Kassenloses Bezahlen mit Rapitag

Das Münchner Startup Rapitag macht über ein intelligentes Warensicherungssystem ein kassenloses Bezahlen möglich. Dabei ist die Ware in den Regalen mit einer patentierten Diebstahlsicherung versehen, die Kunden per Smartphone entfernen können. Dafür müssen sie den gewünschten Artikel erst per App über Kreditkarte oder PayPal bezahlen. Den Kassenbon erhalten sie per E-Mail. Danach bekommen Einkäufer einen digitalen Schlüssel auf ihr Smartphone geschickt, der sie die Sicherung der Ware noch im Laden öffnen lässt. Einsatzgebiete für diese Technologie könnten zum Beispiel der Modehandel, Baumärkte und Elektronikfachläden sein.

Die Elektronikkette Saturn hat das System von Rapitag kürzlich in einer Filiale in Münchnen getestet. Kunden konnten dort verschiedene Kopfhörer über Rapitag im Laden bezahlen und entsichern. Ohne an einer Kasse anzustehen, konnten sie dann den Laden verlassen.

Kassenloses Bezahlen mit MishiPay

Das britische Startup MishiPay geht einen anderen Weg: Um Ware noch im Laden zu bezahlen, müssen Kunden zunächst über eine App den Barcode des gewünschten Produkts mit der Smartphone-Kamera scannen. Alternativ können sie auch das digitale Preisschild mit einem NFC-fähigen Smartphone berühren und so den Artikel aufrufen. Einmal im digitalen Warenkorb abgelegt, bezahlen Einkäufer den Artikel per PayPal, Kreditkarte, Apple Pay oder Google Pay. Der Kunde erhält dann einen digitalen Kassenbon per E-Mail. Die an Produkten angebrachte RFID-Warensicherung, die einen Alarm auslöst, ist dann jedoch noch aktiv. Kunden müssen daher vor Verlassen des Ladens am „Smartpay Express-Schalter“ vorbei und dort die Sicherung entfernen lassen.

Auch diese Art des kassenlosen Bezahlens hat Saturn bereits getestet. Im Markt „Hamburg Altstadt“ kam das System über mehrere Wochen bis Ende Februar zum Einsatz. Kunden konnten dabei fast alle der rund 100.000 Produkte direkt am Regal bezahlen. Auch in einem Markt in Innsbruck testete Saturn das System von MishiPay.

Fazit

Beide Lösungen zeigen, wie ein kassenloses Bezahlen in deutschen Läden aussehen könnte. Während das System von MishiPay noch den klaren Nachteil aufweist, dass Kunden für die Entfernung der Sicherung Ladenpersonal aufsuchen müssen, macht das Konzept von Rapitag einen Einkauf durch und durch schneller und komfortabler. Wie schnell sich die eine oder andere Lösung tatsächlich am Markt durchsetzen können wird, bleibt abzuwarten. Denn: Deutsche Verbraucher sind nicht sonderlich aufgeschlossen gegenüber technischen Revolutionen. Das hat zum Beispiel der behäbige Start von Mobile Payment über die Jahre gezeigt.