Klimapolitik steht mittlerweile im Fokus nahezu jeder deutschen Partei. Dabei ist auch die Vernichtung von Waren zu einem Thema geworden, das CDU, SPD und Grüne beschäftigt. Denn: Immer wieder tauchen Infos und Bilder auf, die belegen, dass Händler gänzlich neue Produkte vernichten. Warum aber entsorgen Händler überhaupt so viel Ware? Und wie viele Rücksendungen landen tatsächlich im Müll?

Wie viele Retouren vernichtet der Online-Handel?

Die Universität Bamberg hat in einer Studie herausgefunden: 2018 landeten 3,5 bis 4 Prozent aller Rücksendungen im Müll. Damit warfen Verkäufer 19 Millionen Produkte im Wert von 7 Milliarden Euro einfach weg. Besonders oft passiert das, wenn die Artikel nur wenige Euro kosten.

Die meisten Retouren hat die Textilbranche. Das ist kein Wunder: Kunden können Ware erst zuhause testen. Oftmals fällt diese dann nicht so aus, wie sie sich das vorgestellt haben. Zalando gibt an, dass so rund die Hälfte aller Produkte wieder zurück im Lager landet. Nur 3 Prozent davon kann der Konzern jedoch nicht noch einmal verkaufen. Ein Großteil dieser Kleidung landet dann in den Outletshops oder wird über Rabattaktionen verkauft. Eigenen Angaben zufolge vernichtet Zalando auf diese Weise nur 0,05 Prozent aller Artikel. Das entspricht jedoch nicht dem Branchendurchschnitt. In einem Bericht des ZDF-Magazins Frontal 21 ließ eine Amazon-Mitarbeiterin wissen, dass der Konzern jeden Tag Waren im Wert von mehreren zehntausend Euro vernichtet.

Darum vernichten Händler Ware

Warum Händler Retouren vernichten, ist schnell beantwortet: Es ist häufig schlichtweg günstiger, Artikel wegzuschmeißen als diese für den Verkauf wiederaufzubereiten. Ein weiteres Problem stellt Ware dar, die keiner kaufen will. Händler lagern ihre Produkte oftmals in den Hallen großer Anbieter wie Amazon. Das kostet sie jeden Tag Geld. Verkauft sich ein Produkt nicht ausreichend, ist es am günstigsten, dies einfach wegzuschmeißen. Es lohnt sich für sie nicht, die überschüssige Ware an einen Verwerter zu verkaufen. Diese nehmen Händlern in der Regel nur große Bestände ab.

Könnten Unternehmen die Produkte nicht verschenken?

Statt Artikel wegzuwerfen, spenden einige Unternehmen diese an Sozialkaufhäuser oder Kunden. Das sind aktuell jedoch lediglich 0,9 Prozent der retournierten Ware. Diese Zahl fand ebenfalls die Studie der Uni Bamberg heraus. Viele Artikel weisen Mängel auf, die keine Spende erlauben. Das können Sicherheits- oder Hygienemängel sein. Und: Spenden Händler Ware, müssen sie trotzdem die Mehrwertsteuer für die Produkte zahlen. Das macht eine Spende wirtschaftlich unattraktiv. Die Grünen forderten daher bereits, dass das Umweltbundesministerium die Steuer in solchen Fällen erlassen sollte.