Amazons Zahl der Bestellungen wächst vor allem auch dank seines Prime-Services stetig an. Erst kürzlich zum Weihnachtsfest erreichte das Unternehmen ein Rekordhoch an Bestellungen, als mehr als 200 Millionen Artikel per Premiumversand im Weihnachtsgeschäft verschickt wurden. Insgesamt landeten so 1,1 Millionen Pakete vor dem 24. Dezember bei Online-Shoppern zuhause. Dieses enorm hohe Aufkommen an zu versendenden Päckchen hat den Logistikdienstleistern DHL, Hermes und Co. eine Vielzahl von Aufträgen und damit ein gutes Geschäft beschert. Daher wird die Nachricht, dass Amazon nun einen eigenen Paketdienst plant und testet, sicher nicht so gut aufgenommen werden.
Amazon Paketdienst im Testlauf
Amazons eigener Paketdienst soll von lokalen Verteilerzentren ausgehend die Auslieferung der Ware übernehmen. Auf diese Weise will der Jeff-Bezos-Konzern im laufenden Online-Boom Lieferengpässen vorbeugen. Ob es sich dabei nun um einen Vertrauensbruch gegenüber den Logistikdienstleistern handelt, ist diskussionswürdig. Amazon sieht darin keineswegs die Schaffung von Konkurrenz für DPD, DHL und Hermes. Ziel des eigenen Paketdienstes sei neben der Vorbeugung von Lieferengpässen auch eine dann neu gewonnene Flexibilität, die neuen Services wie Same-Day-Delivery zugutekommen soll.
Amazon testet dafür aktuell im bayrischen Olching den eigenen Zustelldienst. Dort befindet sich ein großes Verteilerzentrum, von wo aus Bestellungen im Großraum München ausgeliefert werden. Als nächstes steht nun die Errichtung weiterer Verteilerzentren auf dem Plan, wobei zunächst andere Metropolen abgearbeitet werden sollen. Dabei sollen jeweils in Stadtnähe neue Hallen errichtet werden, die die zahllosen Bestellungen annehmen und ausliefern sollen.
Amazon mit Problemen bei der Standortsuche
Problematisch für Amazon gestaltet sich aktuell noch die Suche nach strategisch guten Standorten für die neuen Verteilerzentren. Zum einen darf der Standort nicht zu weit von der Stadt selbst entfernt sein, da dann insbesondere Services wie Same-Day-Delivery nicht mehr möglich wären. Zum anderen muss der Standort überhaupt eine nächtliche Lieferung erlauben, da der dabei verursachte Verkehrslärm Anwohner stören könnte.
Erst kürzlich musste Amazon sein Vorhaben für ein Logistikzentrum in der Hamburger Innenstadt auf Eis legen, da Politik, Polizei und Unternehmen nicht mit der Belastung für den Stadtteil St. Georg einverstanden waren. Derartige Einzelfälle wird Amazon sicherlich jedoch nicht davon abhalten, stadtnahe Verteilerzentren für den eigenen Paketdienst zu errichten. Ob dieser dann tatsächlich eine Konkurrenz für die etablierten Dienstleister sein oder doch nur die taggleichen Bestellungen abfangen wird, werden DHL und Co. schnell an den eigenen Geschäftszahlen sehen.