Amazon stand in den letzten Monaten immer wieder in der Kritik, nichts gegen gefälschte Bewertungen auf seiner Plattform zu tun. Im April dieses Jahres hatte das britische Verbrauchermagazin „Which?“ herausgefunden, dass rund 20 Prozent aller Rezensionen auf dem Marktplatz gefälscht sind. Amazon Deutschland hat daher jetzt reagiert: Das Unternehmen sperrte einige Händler-Accounts. Wie kam es dazu? Und welche Maßnahmen unternimmt der Konzern, um gefälschte Bewertungen auf seiner Plattform zu bekämpfen?

So will Amazon gefälschte Bewertungen auf seinem Marktplatz aufdecken

Amazon greift auf Prüfteams und automatisierte Systeme zurück, um alle neuen und bereits auf dem Marktplatz veröffentlichten Bewertungen zu untersuchen. Das Unternehmen geht davon aus, dass 90 Prozent der Bewertungen computergeneriert sind. Amazon nutzt maschinelles Lernen, um seine automatisierten Systeme immer weiter zu entwickeln – und so schneller gefälschte Bewertungen erkennen zu können.

Was droht Händlern mit Fake-Bewertungen?

Marktplatz-Händler, die mit unechten Rezensionen arbeiten, riskieren eine vorrübergehende oder dauerhafte Sperre. Amazon behält es sich zudem vor, rechtliche Schritte gegen sie einzuleiten. Um über die neuen Maßnahmen zu informieren, hat Amazon ein Schreiben an alle Händler herausgeschickt. Die Message ist eindeutig: Bezahlte oder gefälschte Bewertungen sind nach den Community-Richtlinien verboten. Denen nach müssen Kundenbewertungen vom Kunden selbst stammen, richtig und vollständig sein und dürfen nicht von Bewertungsanbietern eingekauft sein. Im Seller-Konto hat Amazon zudem den neuen Unterpunkt „Verstöße gegen unsere Richtlinien für Produktrezensionen von Kunden“ eingeführt.

Das hat Amazon bisher gegen gefälschte Bewertungen unternommen

Um seine neue Linie umzusetzen, hat Amazon mehrere Marktplatz-Händler gesperrt. Diese sollen Kundenrezensionen manipuliert haben. Die Händler erhielten ein Schreiben, dass sie damit gegen die Richtlinien verstoßen haben.

Daneben sperrte Amazon Bewertungsvermittler wie AMZStarts, AMZTigers und Amarate. Sie verkaufen Produktbewertungen an Marktplatz-Händler. Einige Händler berichten davon, dass sie einige ihrer Produkte derzeit nicht mehr verkaufen können. Amazon prüfe diese, ob dazu gefälschte Bewertungen vorliegen. Dieser Prozess dauere bis zu einer Woche.

Bundeskartellamt untersucht Bewertungssysteme

Amazons erste Maßnahmen gegen gefälschte Bewertungen kommen alles andere als unerwartet. Nachdem bisher nur einige Kunden und Studien von Fake-Bewertungen auf der Plattform gesprochen hatten, ist kürzlich auch das Bundeskartellamt darauf aufmerksam geworden. Dies hat daher eine grundsätzliche Untersuchung der Bewertungssysteme in Deutschland begonnen. Dabei will das Amt herausfinden, welche Systeme besonders anfällig für Manipulationen sind. Die Ergebnisse sollen öffentlich vorgestellt werden.