Amazon ist der Platzhirsch im deutschen E-Commerce: Mit knapp 20 Milliarden Euro Umsatz im letzten Jahr lag der Konzern weit vor Konkurrenz wie Otto, Zalando und Media Markt. Damit ist Amazon derzeit für knapp ein Drittel aller Online-Shopping-Umsätze in Deutschland verantwortlich. Wie viel Umsatz fahren dabei die Eigenmarken von Amazon ein? Sind sie eine Gefahr für Händler auf der Plattform?

Amazon als Marktführer in Deutschland

Amazon gibt in Deutschland vor allem in den Kategorien Elektroartikel, Bücher, Spielzeug, Sport und Freizeit den Ton an. Dabei geht jeder fünfte Euro, der hierzulande für Bücher ausgegeben wird, über den Check-Out von Amazon. Im Bereich Elektronik und Computer kommt das Unternehmen auf einen Marktanteil von gut 16 Prozent. Bei Spielzeug, Baby, Sport und Freizeit sieht der Anteil nahezu identisch aus. Wie viele Produkte der Verkäufe sind Eigenmarken des Konzerns?

Amazon mit rund 400 Eigenmarken

Eine Studie der Analysefirma Marketplace Pulse hat den Erfolg der Eigenmarken von Amazon untersucht. Dazu hat sie sowohl die Verkaufsränge als auch die Anzahl der Bewertungen der Produkte unter die Lupe genommen, um die Umsätze schätzen zu können. Insgesamt hat die Studie dabei 23.000 Produkte der rund 400 Eigenmarken von Amazon untersucht. Darunter waren zum Beispiel Babytücher, Batterien, Sofas, Jeans-Hosen und Tortilla-Chips.

So viel Umsatz machen die Eigenmarken von Amazon

Insgesamt hat Amazon im letzten Jahr weltweit 232 Milliarden US-Dollar Umsatz eingefahren. Die Eigenmarken haben dabei lediglich 7,5 Milliarden US-Dollar generiert. Ein Bruchteil, der zeigt, dass die Eigenmarken in den meisten Produktsegmenten keine echte Konkurrenz für Marketplace-Händler sein dürften – und das, obwohl Amazon diese oftmals an die Spitze der Suchergebnisse setzt.

Kunden greifen in der Regel zu etablierten Marken, die ihnen vertraut sind. Das gilt vor allem in Bereichen wie Kleidung. Hier kaufen Kunden besonders markenbewusst ein, so dass beispielsweise Amazons Kindermarke „A for Awesome“ ein Flop wurde. Erfolgreich ist der Tech-Riese mit seinen Eigenmarken in Segmenten, in denen Kunden nach günstigen Alternativen suchen. Vor allem bei Batterien hat es Amazon dabei geschafft, die Konkurrenz auf die Plätze zu verweisen. So hat eine Untersuchung von 1010data herausgefunden, dass über 90 Prozent der Batterie-Umsätze ein Eigenprodukt von Amazon sind.

Eigenmarken als Geschäft der Zukunft?

Warum hält Amazon trotz dieser wenig vielversprechenden Zahlen an so vielen Eigenmarken fest? Zum einen liegen die Margen dabei deutlich höher, so dass Amazon nicht zigtausend Verkäufe benötigt, um Erfolge verbuchen zu können. Und zum anderen gehen Experten davon aus, dass Amazon den Absatz seiner Eigenmarken steigern können wird. So schätzt der Finanzdienstleister SunTrust Robinson Humphrey, dass der Konzern bis 2022 jährlich rund 25 Milliarden US-Dollar mit seinen Eigenmarken verdienen wird.

Produkte aus China als Gefahr

Statt Amazons Eigenmarken sehen Branchenkenner vielmehr Produkte aus China als echte Gefahr für Händler auf der Plattform. Denn: Diese überfluten den Marketplace mit Billigprodukten. Kunden haben dabei oftmals die Wahl aus 30 oder 40 verschiedenen Varianten aus dem asiatischen Raum. Um seriös zu wirken, erzeugen viele dieser Hersteller künstliche Abverkäufe und kaufen Bewertungen ein. Händler aus Europa können bei den von ihnen aufgerufenen Preisen oftmals nicht mithalten und müssen daher erhebliche Umsatzeinbußen hinnehmen.