Online-Handel und stationärer Handel bieten Kunden mittlerweile eine Vielzahl an unterschiedlichen Zahlungsverfahren an, die sich vor allem in Bezug auf die allgemeine Kundenakzeptanz, die Kosten und das Zahlungsausfallrisiko für den Händler unterscheiden. Shopbetreiber müssen die Herausforderung meistern, diese drei Faktoren bei Wahl der Payment-Optionen, die dem Kunden angeboten werden wollen, angemessen zu berücksichtigen. Aktuell findet sich insbesondere im Online-Handel kein Zahlungsverfahren, das Kunden gleichermaßen zufrieden stellt wie Shopbetreiber. Gerade deshalb ist der Payment-Markt ständig in Bewegung. Zahlungsverfahren entwickeln sich weiter und neue Zahlungsmöglichkeiten betreten den Markt. Gleichzeitig unterliegt auch der Zahlungswunsch des Kunden einem Wandel, so dass Händler stets darum bemüht sind, aktuelle Payment-Entwicklungen zu verfolgen und so die richtigen Zahlungsoptionen anzubieten.

Wie sieht der aktuelle Status quo im Payment in Deutschland aus? Wie schätzen Shopbetreiber den Markt ein und welche Trends sehen sie? Um über das komplexe Thema einen Überblick zu bekommen und Tendenzen auszumachen, wurden jetzt für das Projekt E-Commerce-Leitfaden, initiiert durch ein Konsortium namhafter Lösungsanbieter wie RatePay und Hermes sowie dem Forschungs- und Beratungsinstitut ibi research, deutsche Händler zum Thema Zukunft des Bezahlens befragt.

Zahlungsverfahren in Deutschland: Was ist Status quo?

Im stationären Handel werden nach wie vor hauptsächlich Bargeld und das elektronische Lastschriftverfahren (ELV) verwendet, um Waren zu bezahlen. Neuartige Ansätze wie QR-Code-basierte Bezahlverfahren, Beacon-basierte Methoden, BLE- (Bluetooth Low Energy) und NFC-Technologien werden von Online-Händler bisher noch skeptisch betrachtet, so dass diese nur in wenigen Shops in Deutschlands zum Einsatz kommen.

Im Online-Handel sind sich Webshop-Betreiber und Kunden noch nicht einig, welches Zahlungsmittel der allgemeingültige Standard werden soll. Aktuell nutzen Online-Shopper vor allem das Bezahlsystem PayPal, um ihre Ware zu bezahlen. 27,6 Prozent der Deutschen zählen PayPal zu ihrer beliebtesten Zahlungsoption, fand der Branchenreport Zahlungssysteme des Verlags BBE heraus. Dahinter folgt der Rechnungskauf mit 27,1 Prozent. Online-Händler dagegen sind alles andere als begeistert vom Rechnungskauf. Späte Zahlungseingänge oder gar Zahlungsausfälle stellen dabei unkalkulierbare Risiken dar. Mobile Payment wird dagegen auf beiden Seiten mehr und mehr zu einem Thema im Online-Handel. So hat bereits jeder zehnte Deutsche einmal mit seinem Smartphone Ware bezahlt.

Zahlungsverfahren in Deutschland: Entwicklungen und Trends

Auch wenn Händler in Bezug auf technische Neuheiten noch verhalten reagieren, kontaktlose Zahlungsverfahren und Bezahltechniken per Smartphone weisen ein Potenzial auf, das die Einkaufsgewohnheiten von Kunden ändern könnte. Insbesondere der Start von Apple Pay in den USA hat das Thema wieder belebt. So glauben mehr als zwei Drittel der Shopbetreiber, dass Smartphones Bargeld, EC-Karte und Bankterminals bis 2030 ersetzen könnten. Sie gehen davon aus, dass das Bezahlen über Smartphone zumindest den Großteil aller Transaktionen ausmachen wird. Händler vertrauen dabei vor allem Kreditinstituten und Kreditkartenunternehmen. Zwar liegt der Wert dabei nicht mehr so hoch wie in einer Studie von 2013, dennoch wünschen sie nach wie vor insbesondere Banken als Anbieter von kontaktlosen Bezahlsystemen. Daneben finden sich als Konkurrenz Internet- und Technologieunternehmen am Markt. Unterm Strich geht man im stationären Handel davon aus, dass, auch wenn aktuell nur wenige Händler in neue Bezahltechnologien investieren, kontaktloses Bezahlen stark an Bedeutung gewinnen wird.

Der Online-Handel erweist sich in Sachen neue Zahlverfahren als offener. 31 Prozent der befragten Webshop-Betreiber haben in den letzten 12 Monaten eine neue Bezahloption eingeführt, 14 Prozent ein bestehendes Zahlungsverfahren aus ihrem System entfernt. Online-Händler reagieren also schneller auf Kundenwünsche und passen ihr Portfolio dementsprechend regelmäßig an. SOFORT Überweisung, PayPal und eine abgesicherte Rechnung über einen Dienstleister sind dabei die Top 3 Verfahren, die neu in Onlineshops integriert wurden. Diese Bezahlverfahren genießen große Beliebtheit bei Kunden und werden infolgedessen im Checkout auch erwartet. Gleichzeitig wurde die Lastschrift bei vielen Händlern aus dem Angebot genommen, da sich hier vermehrt Zahlungsausfälle fanden. Auch die Umstellung auf SEPA wurde in der Umfrage als ein Grund für die Aussortierung genannt. Schnelle und sichere Zahlungsverfahren scheinen also den aktuellen Trend im Online-Handel darzustellen.

Aufgrund der zahlreichen Faktoren, die von Händlern bei der Wahl des richtigen Zahlungssystems berücksichtigt werden müssen, wie Kosten, Integrationsfähigkeit, Schnelligkeit, mobile Nutzbarkeit, Schutz vor Zahlungsausfall, Durchgängigkeit des Zahlungsprozesses und Kundenakzeptanz, ist nach wie vor jedoch nicht eindeutig, welches Zahlungsmittel auf lange Sicht erfolgsversprechend sein wird. Jeder Zahlprozess weist Stärken und Schwächen auf, so dass es kein optimales und für beide Seiten gleichermaßen zufriedenstellendes Verfahren am Markt gibt. Letztendlich werden vor allem im Online-Handel die Kunden selbst entscheiden, welche Bezahlverfahren angeboten werden, da, im Gegensatz zum stationären Handel, mit einem Klick der Kauf abgebrochen ist, sollten die Bezahloptionen nicht gefallen.