Nicht selten wird T-Commerce unter Fachleuten als dritte Vermarktungs- und Distributionskraft nach E-Commerce und M-Commerce gehandelt. Selbst Global Player wie H&M arbeiten aktuell an einem Einstieg in den Television Commerce. In Zusammenarbeit mit dem Technologie-Unternehmen Delivery Agent will die schwedische Bekleidungskette den anstehenden Super Bowl im Februar nutzen, um Verbraucher für die Möglichkeiten des T-Commerce zu begeistern. Dass es sich dabei nicht nur um einen Testlauf handeln dürfte, zeigt die Teilnahme namhafter Fernsehsender wie NBC Fox und Comcast sowie Unternehmen aus dem Finanzsektor wie die Deutsche Bank, PayPal und Credit Suisse an dem Projekt.

Was ist T-Commerce?

T-Commerce beschreibt den Handel wirtschaftlicher Transaktionen über TV-Geräte als Vermarktungsmedium. Verbraucher können Angebote per Fernbedienung durchsehen, Produkte in einen Warenkorb legen und die Bestellung absenden. Die georderte Ware wird dann wie gewohnt per Post geliefert. Die beworbenen Artikel können sich direkt auf das TV-Programm, in dessen Umfeld sie angeboten werden, beziehen, was unter Experten als entscheidender Vorteil des T-Commerce eingestuft wird.

Technische Voraussetzungen des T-Commerce

Die technischen Voraussetzungen sind mit der aktuellen Generation von Flachbildfernsehern gegeben. Smart-TVs erlauben einen einfachen Wechsel zwischen Kabel- oder Satelliten-Fernsehen zu IPTV, also dem Fernsehprogramm über das Internet, das übergangslos Shopping über den TV erlaubt. Auch wenn eine Präsenz auf dem Markt gegeben ist, fragt sich, wie weit die Generation Smart-TV unter Konsumenten tatsächlich verbreitet ist. Dennoch ist die Entwicklung eindeutig: TV-Geräte werden immer öfter standardmäßig mit WLAN ausgerüstet, um klassisches Fernsehen über Kabel oder Satellit mit Online-Fernsehen zu verbinden. In Zukunft könnte Fernsehen über WLAN das Fernsehen über DVB-S oder DVB-C gar ersetzen. T-Commerce soll dabei die wirtschaftliche Basis von IPTV werden.

Verbraucher und Händler bereit für T-Commerce?

Neben der ungeklärten Verbreitung der Technik ist derzeit ebenfalls nicht klar, wie bereit Verbraucher und Händler für einen Einkauf über den Fernseher sind. Der Handel lässt sich insgesamt bisher noch als kritisch einordnen, was das geringe Interesse am T-Commerce bestätigt. Auch das aktuelle Projekt von H&M wird von zahlreichen Experten und Händlern als wenig erfolgversprechend eingestuft. Zwar hat das Vorhaben einige namhafte Partner an der Seite und die Firma Delivery Agent arbeitet neben H&M mit weiteren Big Playern wie Pepsi und Samsung zusammen, die breite Masse der Händler ist jedoch noch nicht bereit für den direkten Handel über das Fernsehgerät. Durch die fehlende Überzeugung des Handels ist die Bereitschaft für eine Investition in die neue Technologie nicht vorhanden.

Marktforschungsunternehmen haben ermittelt, dass die Zurückhaltung der Händler vorwiegend darauf zurückzuführen ist, dass Television Commerce im Gegensatz zu Smartphones und Tablets keine Personalisierung der Werbung erlaubt. Eine auf die Interessen der Nutzer ausgerichtete Produktwerbung ist nach wie vor der entscheidende Aspekt, der M-Commerce aktuell so rasant wachsen lässt. Die reine Möglichkeit, Produkte direkt aus Fernsehwerbespots zu kaufen, ist für Händler nicht ausreichend, in die neue Technologie zu investieren.

Auch die Gewohnheiten der Verbraucher könnten noch nicht bereit für einen Einkauf über den Fernseher sein. Aktuell hat es sich durchgesetzt, neben dem klassischen Online-Shopping über einen Laptop oder Desktop-PC, Artikel über Smartphones und Tablets online einzukaufen. Ob das Bedürfnis der Verbraucher vorhanden ist, zusätzlich über die Fernbedienung Online-Shopping zu betreiben, ist daher fraglich bzw. ungeklärt.

T-Commerce als Einkaufserlebnis der Zukunft?

Wie ist T-Commerce aktuell also einzuordnen? Potenzial für den Handel weist es allemal auf. Die fortschreitende technische Entwicklung  der TV-Geräte sowie die sich verändernden Gewohnheiten der Verbraucher bezüglich des Online-Shoppings lassen auch ein Einkaufen über den Fernseher mehr als denkbar erscheinen.  Noch liegen die Gewohnheiten der Konsumenten bezüglich eines Online-Einkaufs jedoch woanders. Die technischen Voraussetzungen mögen gegeben sein, die Verbreitung der entsprechenden Technologie ist aber bisher nicht eindeutig geklärt, so dass auch Händler nicht bereit sind, in T-Commerce zu investieren. Television Commerce wird daher aller Voraussicht nach vorerst weiter nur in den bereits gängigen Formen, wie dem Bezahlfernsehen, Video-on-Demand, Teleshopping und Call-in-Formaten, bestehen.