Nicht erst seitdem Apps als Rankingfaktor fungieren, fragen sich Shopbetreiber, wie eine App auszusehen hat, damit Kunden diese auch regelmäßig nutzen. Zahlreiche in den App Stores verfügbare Einzelhändler-Apps werden von Usern ignoriert oder runtergeladen, aber kaum genutzt. Wo liegt also das Problem? Was erwarten Kunden bei Einzelhändler-Apps?

Das Local-Commerce-Start-Up Locafox hat dazu 37 Einzelhändler-Apps auf ihren funktionellen Mehrwert untersucht. Die Resultate zeigen: Die deutschen Einzelhändler sind zwar bemüht, ihren Kunden eine Vielzahl von Funktionen zu bieten, die den Einkauf im Geschäft erleichtern. Ausreichend ist das jedoch nicht.

Schwächen der Einzelhändler-App

Wie versuchen Händler aktuell Kunden vom Download ihrer App zu überzeugen? 83 Prozent setzen dabei auf den Filialfinder. Dieser ist in jedem Fall als nützlich einzustufen, motiviert Kunden aber nicht zu einem Download, da Google diese Funktion ebenso beherrscht. Auch der in jeder zweiten Einzelhändler-App integrierte Produktscanner bietet keinen wirklichen Mehrwert. Zu viele andere Apps wie Barcoo gewähren die gleiche Funktion. Die Einkaufsliste, die 44 Prozent der Shopbetreiber in ihre App miteinbauen, kann zwar durchaus nützlich sein, neu ist diese Idee jedoch ebenfalls nicht. Zahlreiche Einkaufslisten-Apps und Notiz-Apps bevölkern die App Stores, so dass auch diese Funktion Usern keinen Mehrwert und damit keinen Grund für einen Download bietet.

Die Ergebnisse der Studie zeigen also: Einzelhändler-Apps unterstützen zwar den Einkaufsprozess, bieten unterm Strich jedoch alle dasselbe. Lediglich 22 Prozent der Einzelhändler-Apps bieten regelmäßige redaktionelle Inhalte, die Kunden vor und nach dem Einkauf über themenrelevante Entwicklungen informieren. Nur 33 Prozent der Shopbetreiber setzen auf Tools, die Käufer abseits des Kaufprozesses bei der Lösung von Problemen unterstützen. Auch wenn derartige Funktionen nur noch bedingt mit dem Händler selbst in Verbindung stehen, bieten sie Kunden auf diese Weise einen Mehrwert, der zu einem regelmäßigen Gebrauch der App motiviert.

Regelmäßigen Mehrwert für Kunden schaffen

Locafox kommt bei der Auswertung seiner Studienergebnisse zu dem Schluss, dass Einzelhändler-Apps trotz ihrer geringen Interaktionsrate Kunden einen hohen Mehrwert bieten können. Shopbetreiber sollten sich daher bei der Entwicklung einer eigenen App fragen, auf welche Probleme Kunden vor und nach dem Einkaufsprozess stoßen können. User erwarten Tipps und Tricks sowie Zusatzinformationen, sind an Gebrauchsanweisungen und Tutorials interessiert und wollen mit kreativen Ideen bezüglich der angebotenen Produkte begeistert werden. Die bisherige Hauptkomponente, die Unterstützung des Einkaufsprozesses, rückt infolgedessen in den Hintergrund. Hauptgrund für den Download und eine regelmäßige Nutzung einer App sollte also der Mehrwert sein.

Einzelhändler-Apps: Erfolgreiche Praxisbeispiele

Nicht alle am Markt verfügbaren Einzelhändler-Apps gehören in die Kategorie „Unbrauchbar“. Eine kleine Zahl von Unternehmen hat es verstanden, wie man Usern einen echten Mehrwert bieten kann. So unterstützt die Bauhaus-App seine Kunden beispielsweise mit praktischen Funktionen wie einer integrierten Wasserwaage. Die Baumarkt-Kette Hellweg steht seinen Usern unter anderem bei der Wareneinkaufsplanung zur Seite und lässt ausrechnen, wie viel Farbe für ein 20-Quadratmeter-Zimmer benötigt wird. Weitere Ideen wie Produktpersonalisierungen bei DM und redaktionelle Inhalte bei den Apps von H&M und Saturn zeigen, wie viele Möglichkeiten es für Händler gibt, ihren Apps einen Mehrwert zu verleihen und damit für Kunden attraktiv zu gestalten.