Mobile Payment wird zwar seit Jahren als der nächste große Schritt im E-Commerce gehandelt, getan hat sich bisher jedoch wenig. Zwar bieten bereits einige Geschäfte eine Zahlung über das Smartphone an, Kunden nutzen die Zahlungsoption aber nur selten. Laut ECC Köln gerade einmal knapp 6 Prozent. Da stellt sich die Frage, ob nicht biometrische Zahlungsverfahren eine deutlich interessantere und erfolgversprechendere Alternative darstellen könnten. Mit diesem Thema hat sich auch der ECC in einer aktuellen Studie befasst. Handelt es sich bei Mobile Payment nur um eine Brückentechnologie? Welche Chancen haben biometrische Zahlungsmittel?

Biometrische Zahlungsverfahren mit Potenzial?

Worin liegt das Potenzial von biometrischen Zahlungsverfahren? Ein Blick auf erfolgreiche Payment-Varianten zeigt: Innovationen am Markt sollten den Kunden einen Mehrwert bieten. Nur dann haben sie eine wirkliche Chance.

Biometrische Zahlungsverfahren erfüllen die Anforderungen, die Konsumenten an Payment stellen: So bieten Iris-Scan und Fingerabdruck hohe Sicherheit und Datenschutz, da diese im Gegensatz zu PINs und Passwörtern nur schwer zu stehlen oder zu kopieren sind. Darüber hinaus bringt diese Art von Payment zwei weitere entscheidende Vorteile mit, die deutschen Kunden wichtig sind: Bequemlichkeit und Einfachheit. Biometrische Zahlungsmittel erfordern kein zusätzliches Device und können daher jederzeit eingesetzt werden. Ein vergessenes Portemonnaie oder ein leerer Handy-Akku können daher eine Zahlung nicht mehr verhindern. Zudem ist der Einsatz des Fingerabdrucks oder des Iris-Scans einfach: Kein Merken von PINs oder Passwörtern und somit simpel und schnell bezahlt.

Interesse an biometrischen Zahlungsverfahren vorhanden?

Wie sieht das Interesse an biometrischen Zahlungsverfahren aus? Fast jeder zweite Verbraucher (45,5 Prozent) findet ein Bezahlen über Fingerabdruck oder Iris-Scan interessant. Damit liegt dieser Wert sogar höher als das Interesse am Mobile Payment, das sich nur jeder Dritte (33,2 Prozent) als Zahlungsmittel an der Kasse vorstellen kann. Die Händler sind biometrisch-basierten Payment-Varianten nicht abgeneigt, zeigen jedoch eine deutlich zurückhaltendere Einstellung: 35,9 Prozent der Händler sind an einem Einsatz interessiert.

Problematik des Mobile Payments

Vergleicht man Mobile Payment mit biometrischen Zahlungsverfahren, zeigen sich vor allem zwei Probleme, die den Durchbruch des Ersteren bisher verhindert haben: Zum einen erfüllt dies nicht den Anspruch der Kunden an ein schnelles und einfaches Payment, da ein Bezahlen über das Smartphone im Vergleich zum Portemonnaie oder zur EC-Karte nicht schneller ist. Im Gegenteil: Die Registrierung für das Bezahlen über NFC nimmt oft so viel Zeit in Anspruch, dass bei vielen Kunden bereits hier die Geduldsgrenze überschritten wird. Ein Bezahlen über Fingerabdruck oder Iris-Scan könnte deutlich schneller gehen, da keine PIN-Eingabe notwendig ist.

Zum anderen hat Mobile Payment nicht die Bequemlichkeit des Einkaufens erhöht. Ob ein Zahlen per Cash oder per Handy, beides liegt ohnehin in der Tasche und muss für die Bezahlung herausgeholt werden. Auch hier wären Fingerabdruck und Iris-Scan komfortabler.

Barrieren für biometrisches Payment?

Biometrische Payment-Varianten scheinen also die Voraussetzungen für einen Erfolg am Markt zu erfüllen. Was spricht dagegen? Konsumenten sind in der Regel gegenüber neuartigen Technologien besonders kritisch, so dass es eine Weile dauern könnte, bis Fingerabdruck und Iris-Scan vom Massenmarkt anerkannt sind. Der Einsatz des Fingerabdrucks findet aktuell jedoch bereits Einzug in den Alltag, da immer mehr Smartphones auf diese Weise entsperrt werden können. Kritisch zu hinterfragen bleibt, ob die in Deutschland herrschende Angst vor der Entblößung persönlicher Daten durch einen Einsatz biometrischer Merkmale in der Öffentlichkeit weiter gesteigert wird. Dies könnte einen Erfolg am Massenmarkt verhindern. Es ist jedoch auch denkbar, dass Einfachheit, Schnelligkeit und Bequemlichkeit des biometrischen Payments Kunden überzeugen und die zu entblößenden Daten als notwendiges Übel verstanden werden. Einen ersten Schritt in diese Richtung bietet Apple mit Apple Pay bereits an. Kunden können hierbei ihre Zahlung per Fingerabdruck auf dem iPhone authentifizieren. Eine Verbindung von Mobile Payment und Biometrie also.

Unterm Strich hängt der Großteil eines möglichen Erfolgs auch von den Payment-Dienstleistern und den Händler ab. Nur wenn diese auch Potenzial sehen, werden Kunden die Möglichkeit erhalten per Fingerabdruck oder Iris-Scan zu bezahlen. Insbesondere Händler sind bezüglich biometrischer Zahlungsverfahren bisher noch zurückhaltend, da der Großteil von ihnen Mobile Payment als interessanter einstuft (ca. 60 Prozent für Mobile Payment im Vergleich zu ca. 35 Prozent biometrische Zahlungsmittel).